Der große Tathagata:
Lockruf aus dem lodernden Flammenhaus

Kommentar: Eine Liebes-Erklärung

Teil 3: Kommentierung der einzelnen Kapitel
XV. Der Tod des Zickleins

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(043a) (043b) Die Äußerungen des Zickleins zu Seinem Selbst-Opfer sind eine versteckte Kritik an der verengten abendländischen Deutung des Kreuztodes Christi in der Tradition heidnisch/jüdischer Blut- und Opfer-Theologie A oder juristischer Rechtfertigungs-Theologie B (Anselm von Canterbury): Hier erscheint Gott immer als eine Genugtuung und Sühne fordernde zornige Rachegottheit, C nicht als der Gott, der vielmehr bis zur völligen Selbsthingabe und Selbstaufgabe un-abirrbar selbstvergessen liebt und (sich selbst) ver-gibt. D

Braucht wirklich Gott zu Seiner Genugtuung ein Opfer – oder nicht vielmehr wir? – … um an Seine wirklich grenzenlose Liebe glauben zu können, E – … und zu unserer Genugtuung, dass wir Ihm, F wie auch – um Seines stellvertretenden Sühneopfers für alle willen – uns gegenseitig, G wie auch uns selbst H vergeben können?

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  1. ↑A vgl. Hebr 9,22; Jes 53,4-12; Joh 1,29; Hebr 9,26; I Joh 2,2; 4,10
  2. ↑B vgl. Gal 3,13-14
  3. ↑C vgl. Dtn 32,40-42; Hebr 12,29; II Kor 5,11; Röm 1,18; 5,9; I Thess 1,10; Joh 3,36; Phil 2,12; Hebr 10,26-29! Der vermeintliche, selbst-ernannte himmlische Staatsanwalt der verletzten Heiligkeit Gottes ist – vor der Götterversammlung, die zu richten und zu urteilen hat (vgl. Jes 14,13; Ps 82,1; 58,2)vielmehr der Satan, der „Verkläger“ (vgl. Ijob 1,6-10; 2,1-5), während der Gottes-Sohn als Anwalt der Menschen auftritt (Röm 8,31-34; Hebr 7,25).
     
    Jenem teuflischen Ankläger der menschlichen Verfehlungen leistet also vielmehr Gott in Christus Genugtuung der eingeforderten Sühne (Kol 2,14; Joh 12,31-32; 16,11; Apk 12,10) und Widerstand (Sach 3,1-3) und erkauft sich selbst aus dessen Gewalt die Seelen Seiner Kleinen ab (vgl. I Petr 2,18-19; Apk 5,9; I Tim 1,6; Mt 20,28).
     
    „Gerechtigkeit“ („Sühne“, „Genugtuung“) ist also keine Forderung des Himmels. „Gerechtigkeit“ herrscht in der Hölle, Gnade aber in den Gottes-Himmeln (vgl. Jak 2,13; I Kor 13,5; I Joh 4,16)!
  4. ↑D vgl. Joh 15,13; Jes 53,12; Röm 5,10; Luk 23,34)
  5. ↑E vgl. Jes 49,14-16; Joh 20,27; 3,16; 15,13; Röm 5,5-10; 8,31-39; I Kor 13,4-8; Ijob 36,5
  6. ↑F Was haben wir Gott, was Christus zu vergeben? – … dass Er sich von uns hat `aussperren´ und `tot-sagen´ lassen, – dass Er tatsächlich gegangen und für uns gestorben, gleichsam tot, in dieser Welt voller Wahnwitz, Irrung und Verwirrung nicht mehr aufzufinden, in Seiner unendlichen Güte und Liebe kaum noch wahrzunehmen und zu sehen ist (vgl. Joh 16,10; 13,33; 14,19; 9,39-41; 7,34; 8,21; 3,18; Mt 23,39; Hebr 6,4-6), dass Er die Welt ihrer Trostlosigkeit überlassen hat (Koh 4,1-3; Jer 11,11.14; 14,12; Jes 1,15; Sach 7,13), auf dass sie ihrer inneren Armut und Leere gewahr werde und nach Ihm schreie (Jer 15,18-19; Jes 63,19/64,1; 54,8-10).
     
    Alle nämlich, die zu der verbitterten Erkenntnis gekommen sind „Gott ist tot“, nehmen Ihm das ganz schön übel, oder meinen: „Und wenn es Ihn doch gibt, muss Er gegen uns oder zumindest völlig desinteressiert an uns sein. Wir sind allein! ALLEIN!!!“ So fragt etwa Martin Buber: „Wie können wir nach Ausschwitz noch glauben? Wie können wir Gott vergeben?“
     
    Jetzt verstehen wir all das nicht; wir werden es aber später verstehen (Joh 13,7), dass dies nicht nur recht und billig (Joh 16,10), sondern auch ganz der Liebe gemäß ist(I Kor 13,4-7), die nicht nötigt und zwingt – nur Ihr „Ja“ und „Amen“ zu all unseren Regungen und Bewegungen spricht (Ijob 36,8-9.15-16; Joh 13,21.27; Apk 3,14). Gott ließ sich aussperren – doch ausgesperrt haben WIR IHN! (vgl. Mt 23,39)

  7. ↑G vgl. Mt 5,38-48; 6,11-15; 18,21-35; Röm 12,18-21; I Joh 3,16; I Petr 2,21-24
  8. ↑H vgl. I Joh 3,19-20